Archive for the ‘Deutschland’ Category

Hinweis auf W. Edwards Deming (anläßlich der Finanzkrise)

Mittwoch, 9. September, 2009

Vor ziemlich genau einem Jahr ging die Lehman Brothers Inc. pleite, ein wichtiger Meilenstein im Zuge der aktuellen Finanzkrise. Da in Kürze auch die Bundestagswahlen stattfinden, möchte ich aus diesem Anlaß auf die Lehren eines Mannes hinweisen, auf den der oft stapazierte Spruch „Hätte man bloß auf ihn gehört!“ auch nach kritischer Betrachtung tatsächlich zutrifft:

Im übrigen ist festzustellen, daß Demings Bücher „Out of the Crisis“ und „The New Economics“ nach wie vor nicht in deutscher Übersetzung vorliegen.

Favoritenrolle bei DSDS – Stand 2009

Sonntag, 10. Mai, 2009

Der Drops ist gegessen, die Würfel sind gefallen. Die 6. Staffel von DSDS ist zu Ende gegangen. Der gesuchte Superstar von 2009 ist Daniel Schuhmacher. Er hatte sich mit einem denkbar knappen Ergebnis von 50,47% gegenüber Sarah Kreuz durchsetzen können. Damit ist es Zeit für eine aktualisierte Tabelle über die Verteilung der Stimmen für die Top-10-Kandidaten (siehe Artikel zu dem Thema):

Ungleichheit bei DSDS-Top-10
Staffel Gini-Koeffizient Favoriten
1 0,559 Judith Lefeber, Daniel Küblböck
2 0,339 Philippe Bühler, Anke Wagner, Denise Tillmanns, Elli Erl
3 0,405 Vanessa Jean Dedmon, Nevio Passaro, Mike Leon Grosch
4 0,392 Mark Medlock, Lisa Bund, Francisca Urio
5 0,539 Thomas Godoj
6 0,270 Dominik Büchele, Sarah Kreuz, Daniel Schuhmacher, Holger Goepftert

Fett: späterer Sieger
(Quellen: dsds.ch, eigene Berechnungen)

Die 6. Staffel hatte somit das ausgeglichenste Feld in der Geschichte von DSDS gehabt, eine Zendenz, die auch in den weiteren Mottoshows weitgehend aufrechterhalten wurde. Wenn sich RTL davon mehr Spannung und mehr Zuschauer versprochen haben sollte, dann kann der Sender sich durch die höheren Final-Quoten gegenüber dem Vorjahr bestätigt fühlen (ob die hinzugewonnenen Zuschauer alle daran interessiert gewesen sind, die Geburt eines neuen Stars mitzuerleben, ist eine andere Frage).

Wie groß ist die Favoritenrolle bei DSDS?

Donnerstag, 12. März, 2009

Zur Zeit läuft bei RTL die 6. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“, einer Show, bei welcher ein Popstar gefunden werden soll. Wenn dabei eine Kelly Clarkson oder eine Leona Lewis entdeckt wird, dann erfüllt das Format seinen Zweck durchaus. Allerdings sehen viele Bildungsbürger die Show eher als Unterschichtenfernsehen an, was man an den Kommentaren merkt, welche zu Berichten wie diesem geschrieben werden. Auch wenn man was an DSDS auszusetzen hat (und das ist so einiges), so finde ich es völlig verkehrt, vor diesem Phänomen die Scheuklappen aufzusetzen. Vielmehr sollte man – wie eigentlich bei jeder Kuriosität – genauer hinsehen und dabei auch Methoden abseits der üblichen Informationsgewinnung verwenden. Als Beispiel soll untersucht werden, wie groß die Favoritenrolle in den einzelnen Staffeln gewesen ist, wobei der Gini-Koeffizient herangezogen wird.

Um das Ausmaß der Favoritenrolle in einer Staffel zu ermitteln, bietet sich die Verteilung der Stimmen auf die einzelnen Kandidaten an. Wenn alle Kandidaten gleichviel Stimmen erhalten, so gibt es keinen Favoriten um den Superstar-Titel. Wenn alle Stimmen auf einen Kandidaten entfallen, so gibt es einen eindeutigen Favoriten. Das ist zumindest die Theorie. Um die verschiedenen Staffeln vergleichen und um diesen Vergleich in einen frühen Stadium machen zu können, sollen die Abstimmungen bei den Mottoshows betrachtet werden, in welchen jeweils die letzten 10 Kandidaten angetreten sind.

Um die Ungleichverteilung der Stimmen zu ermitteln, benötigt man ein Maß. Ein beliebtes Ungleichverteilungsmaß ist der Gini-Koeffizient, welcher im Wesentlichen wiedergibt, wie weit die vorliegende Verteilung von einer Gleichverteilung entfernt ist. In den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wird so mit Vorliebe die Ungleichheit bei den Einkommen und Vermögen gemessen, wobei die Individuen gruppiert werden. Der Gini-Koeffizient liegt bei 0, wenn jeder gleich viel erhält oder besitzt, und er geht gegen 1, wenn nur einer alles bekommt. Der Ausdruck „geht gegen 1“ bedeutet dabei, daß das Maximum bei n Gruppen nicht bei 1, sondern bei (n-1)/n liegt. Bei der Abstimmungen für die 10 Kandidaten kann der Gini-Koeffizient somit höchstens bei 0.9 liegen. Um den Koeffizienten zu normieren, ist es möglich, ihn durch das Maximum zu teilen, so daß er tatsächlich Werte zwischen 0 und 1 annehmen kann. Allerdings steigt er auch in normiertem Zustand mit der Anzahl n der Individuen/Gruppen an.

Es folgen nun die Gini-Koeffizienten für die Top 10 der ersten 5 Staffeln von DSDS. Zu den einzelnen Staffeln sind auch die „Favoriten“ zu sehen, also die Kandidaten, welche zu der Zeit zusammen die Hälfte der Stimmen erhalten haben (aus den Mottoshows selbst geht nicht eindeutig hervor, welcher Kandidat vorne und welcher hinten liegt).

Ungleichheit bei DSDS-Top-10
Staffel Gini-Koeffizient Favoriten
1 0,559 Judith Lefeber, Daniel Küblböck
2 0,339 Philippe Bühler, Anke Wagner, Denise Tillmanns, Elli Erl
3 0,405 Vanessa Jean Dedmon, Nevio Passaro, Mike Leon Grosch
4 0,392 Mark Medlock, Lisa Bund, Francisca Urio
5 0,539 Thomas Godoj

Fett: späterer Sieger
(Quellen: dsds.ch, eigene Berechnungen)

Die größte Ungleichheit bei den Stimmen bestand demnach in der 1. und 5. Staffel, während das Feld in der 2. Staffel am engsten zusammenblieb, was auch daran ersichtlich ist, daß damals 4 Kandidaten die Hälfte der Stimmen erhielten. Bei der Betrachtung der Tabelle fallen einige Sachen auf:

  • Die späteren Sieger Alexander Klaws und Tobias Regner lagen zu der Zeit nicht im vorderen Feld.
  • Mark Medlock hatte zwar als erster DSDS-Teilnehmern in jeder Abstimmung die meisten Stimmen bekommen, der Gini-Koeffizient spiegelt das nicht wieder. Der Grund war, daß es am Anfang mehrere Kandidaten gab, welche Stimmen auf sich ziehen konnten.

Diese Beobachtungen zeigen, daß der Gini-Koeffizient nur eine Zusammenfassung darstellt und nicht einzelne Entwicklungen der Kandidaten wiedergeben kann.

Zum Vergleich kann man auch das Abstimmungsergebnis von Finale des RTL-Supertalents 2008 heranziehen, welches Michael Hirte gewonnen hatte. Hier erhält man einen Gini-Koeffizienten von 0,704!

Egal, wie man zu solchen Formaten steht, es lohnt sich, sie mit einem wachen Auge zu betrachten und dabei auch Methoden anzuwenden, bei denen das Ergebnis nicht im Voraus feststeht.

[UPDATE: In der 3. Mottoshow der aktuellen Staffel gab es – wie so oft –  eine Neuerung: Moderator Marco Schreyl verkündete kurz vor Ende der Abstimmung den Zwischenstand. Demnach entfielen auf die 8 Kandidaten jeweils 19, 18, 13, 12, 12, 10, 9 und 7 Prozent der Stimmen. Wenn dem so ist, dann würde diese Staffel das ausgeglichenste Feld aller bisherigen Staffeln besitzen. Die Einblendung ist auch unter dem Gesichtspunkt verständlich, daß RTL von den Zuschaueranrufen profitiert. (Marco Schreyl hatte dabei übrigens erwähnt, daß sich dabei auch zwischen den Plätzen 4 und5 noch alles entscheiden kann, da auf beide je 12 Prozent entfallen. Wie sich die Positionierung auf den Mittelplätzen auf die eigentliche Prozedur auswirken soll, ist allerdings unklar.)

Verspätung an der S1

Dienstag, 22. Juli, 2008

Während meines Studiums an der Universität Dortmund fuhr ich von meiner Wohnung in der Nähe des Dortmunder Polizeipräsidiums aus grundsätzlich mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln zur Uni. Da ich meistens zum Campus Nord mußte, hatte ich zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Entweder fuhr ich mit der Straßenbahn zur Haltestelle „An der Palmweide“ und von dort aus mit dem Bus weiter, oder ich fuhr zum Hauptbahnhof und stieg dort in die S-Bahn S1 um. Besonders die zweite Variante bescherte einem Erlebnisse, auf welche man lieber verzichten würde. Dazu gehörten:

  • Das Deutsche Turnfest von 1990 in Dortmund und Bochum, an welchem ca. 100.000 Menschem teilnahmen, welche die VRR weitgehend mit dem üblichen Zügen befördern wollte, vollgestopfte Züge, in welchem trotzdem eine ebensolche Anzahl Menschen versuchte, einzusteigen, inklusive.
  • Einen Beuys´schen Dreckfleck im Bahnhof Dortmund-Dorstfeld, welcher in den 10 Jahren, die ich in Dortmund verbrachte, dort bestehen blieb.
  • Die Tatsache, daß man Wolkenbrüche in der unterirdisch gelegenen S-Bahn-Haltestelle Campus Nord mitbekam, da das Wasser durch die Decke lief (ich spreche dabei nicht von einzelnen Tropfen, sondern von ganzen Rinnsälen, welche an der Deckenbeleuchtung vorbeiliefen).
  • Eine Hochzeit eines Studienkollegen, welche ich verpaßt habe, da die S-Bahn nach Dortmund erst 20 Minuten Verspätung hatte (also praktisch ausfiel) und der Zug, der nach diesen 20 Minuten fahrplanmäßig kommen sollte, sogar 40 Minuten Verspätung hatte, was man erst erfuhr, als man wieder in den Bahnhof ging.
  • Einen Zug von Bochum nach Dortmund, welcher unterwegs halten mußte, da die Oberleitung abgerissen war, und erstmal an einem der heißeren Tage liegen blieb, was irgendwann dazu führte, daß einige Fahrgäste trotz mehrfacher Warnung aus dem Zug ausstiegen.

Auch wenn der Zug oft pünktlich gefahren ist, so fragt man sich gerade als Statistiker, wie man solchen Pannen vorbeugen kann. Das bezieht sich nicht nur auf Pannen, von denen es heißt, daß man nichts dagegen machen kann, sondern auch auf alltägliche Verspätungen und andere Ärgernisse. Bekanntlich kann man Probleme erst dann beheben, wenn man sie als solche erkennt und bewertet.

Zu diesem Thema gibt es auf der Webseite Log Likelihood.com ein interessantes Projekt. Der Begriff Likelihood stammt aus der Statistik, daher vermute ich, daß zumindest einer der Macher mit dem Fachbereich Statistik der Uni zu tun hat. Schon früher habe ich bei einem Campus-Fest eine Präsentation über das Thema Verspätungen erlebt und dabei u.a. erfahren, daß die Bahn einen ausgefallenen  Zug nicht als verspätet ansieht. Beim „Projekt S1“ sollen die Probleme mit der S1 in einer 30- bis 40-minütigen Dokumentation verarbeitet werden, welche auch auf DVD erhältlich sein soll. Eigentlich hätte die DVD schon letztes Jahr rauskommen sollen, leider verzögert sich die Fertigstellung des Filmes, da die Macher auch andere Verpflichtungen haben, nicht in derselben Stadt leben und einer von ihnen auf eine DSL-Leitung warten muß (ein weiteres diskussionswürdiges Thema).

Bis es soweit ist, muß man sich mit dem Trailer begnügen, welcher bereits eine kleine Fangemeinde geschaffen hat:

  • NilsOle.net: „Das S-Bahn-Trauma im Ruhrgebiet: ‚Die S1 zerstört mein Leben'“ (Aufzählung der Probleme der S1 mit weiterführenden Links)

Heimvorteil im deutschen Fußball: Bilanz 1994-2008

Donnerstag, 26. Juni, 2008

achdem ich über eine Methode berichtet habe, um den Heimvorteil einer Fußballmannschaft während einer Saison zu berechnen, habe ich diese auf die Mannschaften der 1. und 2. Bundesliga angewandt und dabei, sofern das möglich war, die Mittelwerte über die Jahre 1998 bis 2007 berechnet, um den typischen Heimvorteil einer Mannschaft zu ermitteln. In einem weiteren Beitrag habe ich die Mannschaften der beiden höchsten niederländischen Spielklassen, der Eredivisie sowie der Eerste Divisie, untersucht. Da dort über lange Jahre dieselben Mannschaften im bezahlten Fußball spielten, bot sich die Gelegenheit, den Heimvorteil der Vereine für die letzten 15 Jahre zu berechnen, um eine bessere Schätzung für einen bestimmten Verein zu erhalten. Neben dem AGOVV Apeldoorn, der allerdings erst seit 5 Jahren vertreten ist, erwiesen sich der FC Volendam und vor allem Willem II Tilburg als Vereine, welche über die Jahre einen hohen Heimvorteil aufwiesen. Auf der anderen Seite konnte man Fortuna Sittard und der BV Veendam als Vereine mit geringem Heimvorteil bezeichnen. Die Bilanz der letzten 15 Jahre habe ich nun auch für die Vereine der 1. und 2. Bundesliga ermittelt.

Eine wichtige Erkenntnis aus den bisherigen Berechnungen ist, daß die Saisonresultate für einen Verein stark schwanken. Wie sich herausgestellt hat, wies der VfB Stuttgart auch über die letzten 15 Jahre gesehen eine der stärksten Varianzen auf:

Heimvorteil des
VfB Stuttgart
Saison Heimvorteil
1993/94 0,724
1994/95 1,529
1995/96 0,147
1996/97 0,585
1997/98 0,996
1998/99 1,070
1999/00 – 1,162
2000/01 1,125
2001/02 0,195
2002/03 0,621
2003/04 – 0,474
2004/05 1,007
2005/06 – 0,452
2006/07 0,408
2007/08 1,904

(Lesebeispiel: Während der Saison 2007/08 erzielte der VfB Stuttgart im Durchschnitt eine um 1,904 Tor bessere Tordifferenz als bei einem Auswärtsspiel)

Der Heimvorteil des VfB schwankte in den letzten 15 Jahren somit zwischen -1,162 und +1,904. Im Durchschnitt ergibt das einen Heimvorteil von 0,548. Trotz der großen Varianz in den Spielzeiten ist dieser Mittelwert signifikant größer als Null.

Wie zuvor wurde für die Mannschaften, welche im betrachteten Zeitraum in der 1. oder 2. Bundesliga spielten, der Heimvorteil berechnet und der Mittelwert über die letzten 15 Jahre gebildet. Eine halbwegs aussagefähige Schätzung kann man für einen Verein machen, wenn mindestens 5 Spielzeiten vorliegen (oft sind auch mehr nötig):

Heimvorteil der Fußballvereine
der 1. und 2. Bundesliga
Spielzeiten 1993/94 bis 2007/08
Platz Verein Spielzeiten Heimvorteil
1. 1. FC Schweinfurt 1 1,390
2. VfB Oldenburg 1 1,221
3. FSV Zwickau 4 1,098
4. VfB Leipzig 5 0,974
5. FC Gütersloh 3 0,949
6. SSV Reutlingen 3 0,934
7. Erzgebirge Aue 5 0,922
8. VfL Osnabrück 3 0,912
9. FC Homburg 2 0,875
10. SV Meppen 5 0,831
11. Alemannia Aachen 9 0,793
12. 1. FC Saarbrücken 6 0,789
13. Eintracht Braunschweig 3 0,757
14. Energie Cottbus 11 0,756
15. SpVgg Unterhaching 11 0,753
16. Waldhof Mannheim 8 0,729
17. Chemnitzer FC 5 0,727
18. SG Wattenscheid 09 5 0,724
19. VfL Wolfsburg 15 0,707
20. Borussia Mönchengladbach 15 0,699
21. Dynamo Dresden 4 0,661
22. 1. FC Kaiserslautern 15 0,642
23. VfB Lübeck 4 0,578
24. Rot-Weiß Erfurt 1 0,577
25. FSV Mainz 05 15 0,570
26. SC Paderborn 3 0,569
27. Arminia Bielefeld 13 0,565
28. VfB Stuttgart 15 0,548
29. FC St. Pauli 11 0,548
30. SC Freiburg 15 0,540
31. Hertha BSC 15 0,521
32. Hansa Rostock 15 0,520
33. Borussia Dortmund 15 0,519
34. Hamburger SV 15 0,515
35. FC Bayern München 15 0,498
36. SSV Ulm 1846 3 0,493
37. VfL Bochum 15 0,465
38. Karlsruher SC 14 0,452
39. Eintracht Frankfurt 15 0,448
40. FC Augsburg 2 0,447
41. 1. FC Köln 15 0,436
42. 1. FC Nürnberg 14 0,415
43. FC Schalke 04 15 0,411
44. Bayer Leverkusen 15 0,394
45. SpVgg Greuther Fürth 11 0,393
46. Fortuna Köln 7 0,368
47. Union Berlin 3 0,362
48. Hannover 96 13 0,359
49. Kickers Offenbach 4 0,342
50. Eintracht Trier 3 0,341
51. 1860 München 15 0,328
52. Rot-Weiß Oberhausen 7 0,325
53. Sportfreunde Siegen 1 0,313
54. FSV Frankfurt 1 0,309
55. Rot-Weiß Ahlen 6 0,305
56. TSG Hoffenheim 1 0,301
57. TuS Koblenz 2 0,290
58. Werder Bremen 15 0,290
59. Rot-Weiß Essen 4 0,239
60. FC Carl Zeiss Jena 6 0,227
61. MSV Duisburg 15 0,180
62. SV Wehen Wiesbaden 1 0,176
63. Stuttgarter Kickers 6 0,149
64. KFC Uerdingen 05 6 0,130
65. Fortuna Düsseldorf 5 0,096
66. Wacker Burghausen 5 0,060
67. Wuppertaler SV 1 0,038
68. TeBe Berlin 3 – 0,108
69. Jahn Regensburg 1 – 0,110
70. SV Babelsberg 1 – 0,673

(kursiv: Manschaften mit weniger als 5 Spielzeiten)

(Quellen: Soccerway)

Zu den Vereinen mit einem hohen Heimvorteil über mehrere Spielzeiten zählen laut der Tabelle Alemannia Aachen, Energie Cottbus und die SpVgg Unterhaching. Als Vereine mit geringem Heimvorteil lassen sich der MSV Duisburg und Werder Bremen einstufen. Den größten Heimvorteil in einer Saison verzeichnete die Borussia Mönchengladbach in der Saison 2002/03 mit einem Wert von 2,121. Den geringsten Heimvorteil in einer Saison wies der VfB Stuttgart in der Saison 1999/00 mit einem Wert von -1,162 auf.

Die Theorie, daß die Heimvorteil eines Vereins mit der Entfernung zu den anderen Vereinen steigt, scheint sich auch bei dieser Untersuchung zu bestätigen. In diesem Zusammenhang ist auch der SV Meppen zu erwähnen, welcher im Emsland beheimatet ist und 11 Jahre hintereinander in der 2. Bundesliga spielte, so daß ein Abstieg aus der 1. Bundesliga mit der Aussicht verbunden wurde, in Meppen zu spielen. In dieser Untersuchung ist Meppen nur mit 5 Spielzeiten vertreten, kam aber in diesem Zeitraum auf einen durchschnittlichen Heimvorteil von 0,831, was auch statistisch gesehen einen signifikanten Wert darstellt, da der Heimvorteil in den einzelnen Spielzeiten relativ konstant gewesen ist.

Ab der Saison 2008/09 spielen 20 Vereine in der neugegründeten 3. Liga. Also besteht künftig auch die Möglichkeit, auch dort die Heimvorteile der Vereine zu berechnen und für die Schätzung eines langjährigen Heinvorteils zu berücksichtigen.

Zusatzinformation à la Sport Bild

Freitag, 30. Mai, 2008

In der Sport Bild Nr. 22 vom 28. Mai 2008 befand sich auf Seite 76 zu einem Bild eine Unterschrift, welche eine Information enthielt, welche von einer Zusatzinformation gefolgt wurde, welche die Redaktion für nötig hielt, da sie offensichtlich der Auffassung war, daß die erste Information eine Schlußfolgerung nach sich zieht, welche in diesem Fall nicht gegeben war, aber wohl allgemein gültig ist:

„David Coulthard mit seiner belgischen, aber hübschen Verlobten Karen Minier“

Der geneigte Leser mag den Satz so oft lesen, wie er will: Er wurde tatsächlich so veröffentlicht.

Vorschlag für die Titelvergabe beim Eurovision Song Contest

Dienstag, 27. Mai, 2008

Der Eurovision Song Contest (ehem. Grand Prix d´Eurovision de la Chanson) hat sich in den letzten Jahren für Deutschland zu einem höchst traumatischen Erlebnis entwickelt. Aktuelles Beispiel war der diesjährige Wettbewerb in Belgrad, wo die No Angels mit ihrem Beitrag „Disappear“ Platz 23 in einem Feld von 25 Teilnehmern belegten.

Der Grund für die Bestürzung liegt darin, daß in den letzten Jahren Beiträge vorne liegen, welche nicht dem künstlerischen Ideal entsprechen, welches früher für den Wettbewerb gültig war. Die wenigen Punkte für Deutschland legen zudem den Verdacht nahe, daß die anderen Länder keine Punkte zuerkennen wollen, sondern lieber an die jeweiligen Nachbarn (einer genaueren Analyse dieser Situation widmet sich regelmäßig die BILD-Zeitung).

Das Hauptproblem ist aber ein anderes: die Finanzierung. Deutschland gehört zu den vier finanzstärksten Ländern der Europäischen Rundfunkunion EBU (die anderen drei sind Frankreich, Spanien und das Vereinigte Königreich). Die Veranstaltung des Eurovision Song Contest ist somit zu einem großen Teil den deutschen Gebührenzahlern zu verdanken. Das schlechte Abschneiden im Contest stellt somit einen eklatanten Mangel an Anerkennung dieses Beitrages dar. Der einzige Nutzen in diesem Jahr war, daß Deutschland und die drei anderen großen Geberländer im Hauptfeld gesetzt waren, so daß ein Platz unter den ersten 25 garantiert war (da insgesamt 43 Länder am Contest teilgenommen haben, stellt der 23. Platz der No Angels somit in Wahrheit einen Mittelplatz dar).

Damit Deutschland sich nicht aus dem Contest zurückziehen muß, wird eine neuer Titelvergabemodus benötigt. Um den finanziellen Beitrag zu berücksichtigen und gleichzeitig die sportliche Note zu bewahren, bietet sich als Lösung an, den Sieg künftig über eBay zu versteigern. Allerdings besteht die Gefahr, daß durch private Geldgeber wiederum ein ungerechtes Ergebnis entsteht. Auf jeden Fall wird das Problem vermindert, daß die Titelvergabe dadurch entschieden wird, daß sich die Zuschauer für von ihnen bevorzugte Lieder entscheiden.

Wissen ist Macht – Nichtwissen bringt Macht

Freitag, 23. Mai, 2008

Seit kurzem wird das Bild von der „Generation Doof“ beschworen, welche sich durch einen eklatanten Mangel an Allgemeinbildung auszeichnet und dies – einem Interview der Autoren des gleichnamigen Buches zufolge – als Lebenstil betrachtet. Während sich für diese These zahlreiche Beispiele finden lassen, dürfte das eigentliche Problem sein, daß es an der Erwerbung und Umsetzung von Wissen mangelt. Um es an der ersten Hälfte der Überschrift zu veranschaulichen: Macht ist nur dann Macht, wenn sie ausgeübt wird oder zumindest ausgeübt werden kann.

Es klingt zwar seltsam, aber eine unbedingte Nachfrage an Wissen und Intelligenz scheint es nicht zu geben. Dies beginnt schon in der Schule, wo Hochbegabte Probleme im sozialen Umfeld bekommen können. Ein Beispiel dafür habe ich in einer Fernsehreportage über hochbegabte Kinder mitverfolgen können, wo ein Junge aus der „normalen“ Schicht sinngemäß sagte, daß diese Kinder deswegen zu Außenseitern werden, weil sie sich nicht in die Gemeinschaft einfügen würden. Darüber mag sich jeder seinen Teil denken.

Beim Start ins Berufsleben stellt sich das nächste Problem ein. Sofern ein Universitätsabsolvent trotz mangelnder Berufserfahrung einen Job erhält, kann es vorkommen, daß er das im Studium erlernte Spezialwissen, welches einen Großteil der Faszination am Studienfach ausmachte, nicht anwenden kann. Über dieses Phänomen wurde schon vor ca. 15-20 Jahren berichtet, und bis heute scheint sich nichts daran geändert zu haben. Daß das Spezialwissen aus dem Hauptstudium so wenig nachgefragt wird, bedeutet nicht, daß eine eventuelle Umsetzung in der Praxis sich nicht lohnen würde oder zumindest das bestehende Wissen ausweiten würde. Daß besonders in kleinen und mittelständischen Unternehmen noch viel Potential für Wissensmanagement besteht, macht ein Beitrag deutlich, welcher die wesentlichen Aspekte zusammenfaßt. Wer immer noch zweifelt, dem empfehle ich eine Beschäftigung mit Kaizen. Die Webseite Gemba Panta Rei ist eine gute Quelle für das erstaunliche Potential, was in einem Betrieb vorhanden ist. Die Übernahme der Philosophie der beständigen Verbesserung dürfte auch das leidige Thema der Berufserfahrung in den Hintergrund rücken.

Einen Ausweg aus dieser Misere liefert einmal mehr W. Edwards Deming. In einem Beitrag wurde ein bisher unbekanntes Deming-Zitat enthüllt. Es ist zwar nicht unbedingt ein zitierfähiges Zitat, aber ein Satz, welchen Deming nach Meinung des Verfassers häufiger als meisten Menschen gebraucht hatte:

„Ich weiß es nicht.“ (im Original: „I don´t know.“ )

Dies beschreibt zwar auch den Zustand der Generation Doof, es gibt aber wesentliche Unterschiede:

  • Deming hatte diesen Satz verwendet, um damit auszusagen, daß er über eine bestimmte Sache nicht Bescheid weiß. Bei der Generation Doof kommt so ein Eingeständnis weniger vor (für ihre Mitglieder wirkt es sich in der Regel eher nachteilig aus).
  • Die Tatsache, daß Deming zu einem gegebenen Zeitpunkt über etwas nicht Bescheid wußte, bedeutete nicht, daß dies auch so blieb. Es kam z.B. vor, daß er zwei Jahre später in seinen Seminaren die Antwort lieferte. Er war also – mit über 80 – bestrebt, bestehende Wissenslücken zu schließen. Nach allgemeiner Auffassung ist das ihm Zeit seines Lebens gelungen.

Die Lösung für den „Niedergang“ besteht also darin, aus der „Generation Doof“ eine „Generation Klüger“ zu machen. Der Weg dazu besteht in der Schaffung von Nachfrage und Möglichkeiten:

  • Es sollte das Potential ausgeforscht werden, welche die Anwendung von Wissen in Beruf und Alltag haben kann (es ist mehr als gedacht vorhanden).
  • Anwendung, Erweiterung und Erneuerung des Wissen sollten gewürdigt werden.
  • Ebenso sollte das Eingeständnis von Unkenntnis nicht zum Nachteil gereichen, sofern ausgemacht ist, daß die Wissenslücken geschlossen werden.
  • Es sollte erkannt werden, daß es einen Unterschied gibt zwischen der augenblicklichen Form und dem Potential, was einer hat, und daß dies für jeden gilt, anstatt nur für eine „Elite“.
  • Daraus folgt, daß Verbesserung für jeden gut ist (so wie ein vernünftiger Sportunterricht nicht nur den Olympioniken nützt, sondern auch den schwankenden Gestalten zu besserer Form verhelfen kann).
  • Für die Nutzung von Wissen sollten Möglichkeiten geschaffen werden (durch Bibliotheken, im Internet, durch Kaizen-Strukturen im Betrieb usw.).

Die Hauptsache ist, daß das Problem nicht bloß per Generalverdacht auf einen minderwertigen Charakter der Jugend zurückgeführt wird, sondern daß auch überlegt wird, wieso die beklagten Zustände überhaupt erst entstanden sind.

Fehler bei Kaufland

Mittwoch, 30. April, 2008

Um eines vorab klarzustellen: Als Kaufland vor zwei Jahren bei mir in der Nähe eine Filiale eröffnete, war das für mich eine gute Nachricht, da es damit wenige Blocks von mir entfernt endlich einen großen Supermarkt gab. Neben dem Angebot sind auch die Öffnungszeiten (bis 22 Uhr!) eine tolle Sache. Ich gehe zwar sonst nicht so spät einkaufen, es ist aber schön zu wissen, daß es die Möglichkeit dazu gibt. Grundsätzlich bin ich mit Kaufland voll zufrieden.

Der Grund, warum ich diesen Artikel schreibe, ist, daß es in der bewußten Filiale einige Sachen gibt, die verbesserungswürdig sind. Damit meine ich, daß sie bei Gelegenheit verbessert werden sollten, da sie zur Zeit Probleme darstellen und weil es zur den Aufgaben einer Firma unter anderem gehört, besser zu werden. Zu den Problemen:

  • Die Klimaanlage scheint nicht so gut zu funktionieren. Insbesondere an warmen Tagen kann sie nicht für ausreichend frische Luft sorgen. Das habe ich auch aus Gesprächen zwischen anderen Leuten im Supermarkt mitbekommen.
  • An den Einkaufswagen ist eine Nummer angebracht, welche die Verkäuferinnen in die Kasse eingeben müssen. Das Problem dabei ist, daß die Nummer direkt über dem Hinterrad angebracht ist, so daß man mit dem Wagen entweder vor der Kasse oder am Ende stehenbleiben und die Verkäuferin aufstehen und sich hinüberbeugen muß, um die Nummer lesen zu können.
  • Die Pfandrückgabe erfolgt durch Automaten, in welche man jede Flasche oder Kasten, für welchen es Pfand gibt, eingeben kann und dann einen Zettel mit dem zu erstattenden Betrag bekommt. An sich eine gute Sache, jedoch fangen die Probleme damit an, daß der Automat einen Strichcode lesen muß, um erkennen zu können, daß die Flasche angenommen werden kann. Dafür muß er die Flasche mehrmals hin- und herdrehen. Selbst wenn man eine gut erhaltene Flasche mit einem gut lesbaren Strichcode richtig eingeführt hat, kann es vorkommen, daß der Code nicht erkannt wird und man die Flasche nochmal einführen muß (mein Eindruck ist, daß man die Flasche am besten so einführt, daß sich der Strichcode auf der 1-Uhr-Position befindet, da der Laser an der Stelle auf die Flasche trifft – die Sache wäre durchaus einer näheren Untersuchung wert). Hinzu kommt, daß es zwar drei Automaten gibt, aber die Container, wo die Flaschen gesammelt werden, irgendwann voll werden. Dann fällt der zugehörige Automat weg, aber es kommen weiterhin Kunden, welche Flaschen zurückgeben möchten. Dies führt zusammen mit anderen Pannen dazu, daß es vor den Automaten öfters einen Stau gibt. Das ist ziemlich ärgerlich, und es kam einmal fast zu einer Schlägerei zwischen zwei Kunden, die sich nicht darüber einigen konnten, wie sie sich anstellen mußten.

Aus den Schilderungen sollte hoffentlich deutlich geworden sein, daß Kaufland nicht unbedingt die Alleinschuld an diesen Problemen hat. Jedoch wäre es gut, wenn die Probleme als solche registriert werden und auf deren Beseitigung hingewirkt wird. Deshalb habe ich auch bewußt Fälle genannt, die alltäglich zu erleben sind. Ein Erlebnis wie zwischen Weihnachten und Neujahr, als es an den Kassen einen Stau gab, der bis an das andere Ende des Supermarktes reichte, ist zwar auch ein Ärgernis, dürfte aber eher auf besondere Umstände zurückzuführen sein (welche man aber trotzdem nachgehen sollte).

Nachtrag (6.10.08):
Inzwischen hat bei Kaufland ein Umbau stattgefunden, und die Automaten für die Pfandrückgabe wurden durch eine normale Abgabestelle mit menschlichen Mitarbeitern ersetzt. Manche Ereignisse sagen doch mehr aus als tausend Worte.

Wie erfolgreich ist die „Bild am Sonntag“?

Samstag, 26. Januar, 2008

Vor kurzem erschien bei Bild.de die Erfolgsmeldung, daß immer mehr Leser am Kiosk zu „Bild am Sonntag“ greifen. Anlaß für die Meldung war die jüngste „Media-Analyse“, wonach die Zeitung 11,25 Millionen Leser hat, was eine Steigerung von 640.000 Lesern gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Grundlage war die halbjährliche Befragung von über 38.000 Bürgern nach ihren Lesegewohnheiten im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse. Der Zeitraum der Befragung erstreckte sich vom März bis September 2007.

Zu dieser Meldung gibt es einen Beitrag bei BILDblog.de, einer Webseite, die es sich zum Auftrag gemacht hat, die Berichterstattung der „Bild“-Zeitung und deren Ablegern durch wichtige Informationen zu ergänzen. Im Beitrag über die Erfolgsmeldung bringen sie die von der IVW ermittelte verkaufte Auflage der „Bild am Sonntag“ ein. Diese ist seit 1998 um 750.000 Exemplare zurückgegangen, was einem Rückgang von 30 Prozent entspricht. Das demonstiert deutlich, daß die in der Meldung von Bild.de verwendete Annahme, aus der Leserschaft auf die Verkäufe zu schließen zu können, offensichtlich falsch ist. Wenn sich eine Theorie als falsch erweist, muß sie bekanntlich geändert werden.

Daß am Kiosk immer mehr Leser zu „Bild am Sonntag“ greifen, stimmt also nicht. Ist zumindest die Meldung richtig, daß immer mehr Leser zu „Bild am Sonntag“ greifen?

Die Befragung hat wie gesagt ergeben, daß die Zahl der Leser der „Bild am Sonntag“ gegenüber dem Vorjahr um 640.000 zugenommen hat. Wenn man die Umfrageergebnisse der letzten 5 Jahre betrachtet, dann stellt sich heraus, daß erst seit ca. 1 Jahr immer mehr Leser der „BamS“ gibt, denn eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr gab es nur in den letzten beiden Analysen. Wenn man die letzten 5 Jahre betrachtet, so kann man eher davon ausgehen, daß die Leserschaft gleich bleibt. Die 11,25 Millionen der letzten Analyse stellen zwar einen Höhepunkt dar, der Wert ist aber nicht ungewöhnlich. Einen Trend kann man ebenfalls nicht unbedingt feststellen. Die Steigerung im letzten Jahr weist nicht darauf hin, sondern läßt sich durch zufällige Schwankungen erklären.

Mit den vorliegenden Informationen kann man davon ausgehen, daß die Leserschaft der „Bild am Sonntag“ in den letzten Jahren gleich geblieben ist, die Zahl der Leute hingegen, die am Kiosk zu der Zeitung greifen, zurückgegangen ist. Es bleibt nur die Frage, warum aus der Meldung von Bild.de etwas anderes hervorgeht.