achdem ich über eine Methode berichtet habe, um den Heimvorteil einer Fußballmannschaft während einer Saison zu berechnen, habe ich diese auf die Mannschaften der 1. und 2. Bundesliga angewandt und dabei, sofern das möglich war, die Mittelwerte über die Jahre 1998 bis 2007 berechnet, um den typischen Heimvorteil einer Mannschaft zu ermitteln. In einem weiteren Beitrag habe ich die Mannschaften der beiden höchsten niederländischen Spielklassen, der Eredivisie sowie der Eerste Divisie, untersucht. Da dort über lange Jahre dieselben Mannschaften im bezahlten Fußball spielten, bot sich die Gelegenheit, den Heimvorteil der Vereine für die letzten 15 Jahre zu berechnen, um eine bessere Schätzung für einen bestimmten Verein zu erhalten. Neben dem AGOVV Apeldoorn, der allerdings erst seit 5 Jahren vertreten ist, erwiesen sich der FC Volendam und vor allem Willem II Tilburg als Vereine, welche über die Jahre einen hohen Heimvorteil aufwiesen. Auf der anderen Seite konnte man Fortuna Sittard und der BV Veendam als Vereine mit geringem Heimvorteil bezeichnen. Die Bilanz der letzten 15 Jahre habe ich nun auch für die Vereine der 1. und 2. Bundesliga ermittelt.
Eine wichtige Erkenntnis aus den bisherigen Berechnungen ist, daß die Saisonresultate für einen Verein stark schwanken. Wie sich herausgestellt hat, wies der VfB Stuttgart auch über die letzten 15 Jahre gesehen eine der stärksten Varianzen auf:
Heimvorteil des
VfB StuttgartSaison Heimvorteil 1993/94 0,724 1994/95 1,529 1995/96 0,147 1996/97 0,585 1997/98 0,996 1998/99 1,070 1999/00 – 1,162 2000/01 1,125 2001/02 0,195 2002/03 0,621 2003/04 – 0,474 2004/05 1,007 2005/06 – 0,452 2006/07 0,408 2007/08 1,904
(Lesebeispiel: Während der Saison 2007/08 erzielte der VfB Stuttgart im Durchschnitt eine um 1,904 Tor bessere Tordifferenz als bei einem Auswärtsspiel)
Der Heimvorteil des VfB schwankte in den letzten 15 Jahren somit zwischen -1,162 und +1,904. Im Durchschnitt ergibt das einen Heimvorteil von 0,548. Trotz der großen Varianz in den Spielzeiten ist dieser Mittelwert signifikant größer als Null.
Wie zuvor wurde für die Mannschaften, welche im betrachteten Zeitraum in der 1. oder 2. Bundesliga spielten, der Heimvorteil berechnet und der Mittelwert über die letzten 15 Jahre gebildet. Eine halbwegs aussagefähige Schätzung kann man für einen Verein machen, wenn mindestens 5 Spielzeiten vorliegen (oft sind auch mehr nötig):
Heimvorteil der Fußballvereine
der 1. und 2. Bundesliga
Spielzeiten 1993/94 bis 2007/08Platz Verein Spielzeiten Heimvorteil 1. 1. FC Schweinfurt 1 1,390 2. VfB Oldenburg 1 1,221 3. FSV Zwickau 4 1,098 4. VfB Leipzig 5 0,974 5. FC Gütersloh 3 0,949 6. SSV Reutlingen 3 0,934 7. Erzgebirge Aue 5 0,922 8. VfL Osnabrück 3 0,912 9. FC Homburg 2 0,875 10. SV Meppen 5 0,831 11. Alemannia Aachen 9 0,793 12. 1. FC Saarbrücken 6 0,789 13. Eintracht Braunschweig 3 0,757 14. Energie Cottbus 11 0,756 15. SpVgg Unterhaching 11 0,753 16. Waldhof Mannheim 8 0,729 17. Chemnitzer FC 5 0,727 18. SG Wattenscheid 09 5 0,724 19. VfL Wolfsburg 15 0,707 20. Borussia Mönchengladbach 15 0,699 21. Dynamo Dresden 4 0,661 22. 1. FC Kaiserslautern 15 0,642 23. VfB Lübeck 4 0,578 24. Rot-Weiß Erfurt 1 0,577 25. FSV Mainz 05 15 0,570 26. SC Paderborn 3 0,569 27. Arminia Bielefeld 13 0,565 28. VfB Stuttgart 15 0,548 29. FC St. Pauli 11 0,548 30. SC Freiburg 15 0,540 31. Hertha BSC 15 0,521 32. Hansa Rostock 15 0,520 33. Borussia Dortmund 15 0,519 34. Hamburger SV 15 0,515 35. FC Bayern München 15 0,498 36. SSV Ulm 1846 3 0,493 37. VfL Bochum 15 0,465 38. Karlsruher SC 14 0,452 39. Eintracht Frankfurt 15 0,448 40. FC Augsburg 2 0,447 41. 1. FC Köln 15 0,436 42. 1. FC Nürnberg 14 0,415 43. FC Schalke 04 15 0,411 44. Bayer Leverkusen 15 0,394 45. SpVgg Greuther Fürth 11 0,393 46. Fortuna Köln 7 0,368 47. Union Berlin 3 0,362 48. Hannover 96 13 0,359 49. Kickers Offenbach 4 0,342 50. Eintracht Trier 3 0,341 51. 1860 München 15 0,328 52. Rot-Weiß Oberhausen 7 0,325 53. Sportfreunde Siegen 1 0,313 54. FSV Frankfurt 1 0,309 55. Rot-Weiß Ahlen 6 0,305 56. TSG Hoffenheim 1 0,301 57. TuS Koblenz 2 0,290 58. Werder Bremen 15 0,290 59. Rot-Weiß Essen 4 0,239 60. FC Carl Zeiss Jena 6 0,227 61. MSV Duisburg 15 0,180 62. SV Wehen Wiesbaden 1 0,176 63. Stuttgarter Kickers 6 0,149 64. KFC Uerdingen 05 6 0,130 65. Fortuna Düsseldorf 5 0,096 66. Wacker Burghausen 5 0,060 67. Wuppertaler SV 1 0,038 68. TeBe Berlin 3 – 0,108 69. Jahn Regensburg 1 – 0,110 70. SV Babelsberg 1 – 0,673
(kursiv: Manschaften mit weniger als 5 Spielzeiten)
(Quellen: Soccerway)
Zu den Vereinen mit einem hohen Heimvorteil über mehrere Spielzeiten zählen laut der Tabelle Alemannia Aachen, Energie Cottbus und die SpVgg Unterhaching. Als Vereine mit geringem Heimvorteil lassen sich der MSV Duisburg und Werder Bremen einstufen. Den größten Heimvorteil in einer Saison verzeichnete die Borussia Mönchengladbach in der Saison 2002/03 mit einem Wert von 2,121. Den geringsten Heimvorteil in einer Saison wies der VfB Stuttgart in der Saison 1999/00 mit einem Wert von -1,162 auf.
Die Theorie, daß die Heimvorteil eines Vereins mit der Entfernung zu den anderen Vereinen steigt, scheint sich auch bei dieser Untersuchung zu bestätigen. In diesem Zusammenhang ist auch der SV Meppen zu erwähnen, welcher im Emsland beheimatet ist und 11 Jahre hintereinander in der 2. Bundesliga spielte, so daß ein Abstieg aus der 1. Bundesliga mit der Aussicht verbunden wurde, in Meppen zu spielen. In dieser Untersuchung ist Meppen nur mit 5 Spielzeiten vertreten, kam aber in diesem Zeitraum auf einen durchschnittlichen Heimvorteil von 0,831, was auch statistisch gesehen einen signifikanten Wert darstellt, da der Heimvorteil in den einzelnen Spielzeiten relativ konstant gewesen ist.
Ab der Saison 2008/09 spielen 20 Vereine in der neugegründeten 3. Liga. Also besteht künftig auch die Möglichkeit, auch dort die Heimvorteile der Vereine zu berechnen und für die Schätzung eines langjährigen Heinvorteils zu berücksichtigen.
Schlagwörter: 1. Bundesliga, 2. Bundesliga, Deutschland, Fußball, Heimvorteil, Statistik
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