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Pünktlichkeit von Bussen – ein Beispiel aus Aachen

Samstag, 25. April, 2009

Nachdem ich regelmäßig bestimmte Strecken per Bus und Bahn zurückzulegen hatte, mußte ich dort auch die eine oder andere Verspätung mitmachen. Durch meinen statistischen Hintergrund kam ich irgendwann auf die Idee, diese Verspätungen zu notieren und zu ermitteln, wie pünktlich die Verkehrsmittel tatsächlich sind. Nach langer Zeit habe ich Mitte Januar wieder damit begonnen und möchte einen Einblick geben, was man daraus folgern kann.

Als Beispiel habe ich die Bushaltestelle Kuckelkorn in Aachen ausgewählt, die bei mir in der Nähe liegt. Dort habe ich abends für 6 Busse festgehalten, wann sie abgefahren sind. Dabei handelt es sich um die folgenden Linien der AVV:

  1. Bus 35 Richtung Breinig Entengasse in Stolberg (stadteinwärts). Abfahrt: 18 Uhr 26.
  2. Bus 55 Richtung Vaalserquartier (stadtauswärts). Abfahrt: 18 Uhr 28.
  3. Bus 3A Richtung Uniklinik (stadteinwärts). Abfahrt: 18 Uhr 28.
  4. Bus 3B Richtung Uniklinik (stadtauswärts). Abfahrt: 18 Uhr 28.
  5. Bus 45 Richtung Aachen-Brand (stadteinwärts). Abfahrt: 18 Uhr 36.
  6. Bus 45 Richtung Uniklinik (stadtauswärts). Abfahrt: 18 Uhr 36.

Mit den Messungen habe ich am 14. Januar begonnen. Diese gingen vorerst bis zum 24. April, so daß – Rosenmontag und Ostern ausgenommen – 72 Werktage zur Verfügung standen. Am 20. März konnte ich nicht vor Ort sein, so daß ich an 71 Tage messen konnte. Hinzu kommen je ein fehlender Wert für Bus 35 am 14. Januar sowie für Bus 3A am 28. Januar.

Vorerst gibt es ein paar Maße, um sich einen Überblick zu verschaffen. Da es einige größere Verspätungen gibt, sind robuste Maße angebracht:

  • Der Median: Werden die Werte nach ihrer Größe geordnet, ist der Wert in der Mitte der Median. Er ist relativ unempfindlich gegenüber extremen Ausreißern.
  • Das untere und obere Quartil: Die Quartile teilen die Daten in vier gleich große Gruppen auf. Das untere Quartil (Q1) hat 25% aller Werte unter sich, während das obere Quartil (Q3) 75% aller Werte unter sich hat.
  • Der Interquartilsabstand (IQA): Der IQA ist ein Streuungsmaß und definiert als der Abstand zwischen den 1. und 3. Quartil. Er ist somit die Breite des Intervalls, in den die Hälfte der Werte liegt.
Verspätungen an der Haltestelle „Kuckelkorn“
Bus 35 55 3A 3B 45 45
Abfahrt 18 Uhr 26 18 Uhr 28 18 Uhr 28 18 Uhr 28 18 Uhr 36 18 Uhr 36
1. Quartil -0:28,0 1:52,0 0:28,0 0:12,0 -1:09,0 0:29,0
Median -0:13,5 4:56,0 0:36,0 1:00,0 0:03,0 1:12,0
3. Quartil 1:04,3 7:27,0 1:54,0 3:28,0 0:50,0 2:46,0
IQA 1:32,3 5:35,0 1:26,0 3:16,0 1:59,0 2:17,0

(alle Angaben in Minuten und Sekunden)
(Lesebeispiel: Die Verspätungen des Busses der Linie 55 zwischen dem 14. Januar und dem 24. April wiesen ein Median von 4 Minuten und 56 Sekunden auf.)

Unter den untersuchten Bussen fällt die Linie 55 auf, welche von Aachen-Lichtenbusch über Kornelimünster und dann durch die Innenstadt kommt und deutlich später als die anderen Busse abfährt. Auch die Streuung der Abfahrtszeiten ist höher als bei den anderen Linien.

Ansonsten scheinen die Busse aus der Stadt etwas später abzufahren, was daran liegen könnte, daß sie länger unterwegs sind. Aber um das belegen zu können, müßten noch mehr Linien betrachtet werden.

Um die Verspätungen genauer analysieren zu können, ist eine Betrachtung der Fahrten über die Zeit notwendig. Bei den obigen Maßen wird unterstellt, daß die Umstände, welche für die Pünktlichkeit verantwortlich sind, in den Monaten gleich geblieben sind.  Dabei könnten Wetter, Schulferien und ähnliches einen Einfluß haben. Außerdem kann man auf diese Wiese herausfinden, ob einzelne Busse für ihre Verhältnisse besonders unpünktlich (oder pünktlich!) gewesen sind. Dies weist auf besondere Ursachen bzw. Ereignisse hin, welche es nachzugehen gilt.

Ein eventueller Vorteil, wenn man sich die Verspätungen notiert, ist, daß sich ein Bus als allgemein pünktlich herausstellt. Auf der anderen Seite habe ich auch schon unpünktlichere Linien erlebt. Als ich in Baesweiler arbeitete, kam der Bus der Linie 51, auf den ich an der Endstation am Reyplatz warten mußte, grundsätzlich zu spät.

Allerdings habe ich bei der Deutschen Bahn schon mehr erlebt. So kam jeder vierte Zug von Bremen nach Köln, mit dem ich am Sonntag vom Wochenende heimfuhr und der um 20 Uhr 48 ankommen sollte, um den Herbst herum mit einer Verspätung von mehr als 45 Minuten an, so daß ich den Anschlußzug nach Aachen verpaßte.